Wie es KUNBUS mit dem Revolution Pi geschafft hat, den Raspberry Pi & Open Source im industriellen Umfeld zu etablieren

Ein wesentlicher Teil unserer Entwicklungsphilosophie für den Revolution Pi besteht darin, Open Source im industriellen Umfeld umzusetzen. Das bedeutet nicht nur die Bereitstellung einer offenen Plattform, wie es auch der Raspberry Pi vormacht, sondern auch die Unterstützung der darin enthaltenen Open Source-Ressourcen. Product Owner Nicolai erzählt, wie er und sein Team Open Source im Unternehmen verankern und warum wir auch bereit sind, uns in die Karten schauen zu lassen, wenn es um bestimmte Teile unserer Hardware geht.

Warum hatte sich KUNBUS 2016 dazu entschieden mit einem Open Source-Betriebssystem in die Industrie-Welt zu gehen?

Nicolai: Weil die Offenheit von Open Source schon 2016 die Zukunft war. Für KUNBUS war damals ein wichtiger Punkt, dass sich viele Entwickler:innen bereits im Linux- und vor allem im Raspberry Pi-Umfeld auskannten. Ich bin nicht anders auf den Revolution Pi gekommen: Ich habe eine industrielle Hardware gesucht, welche die offenen Möglichkeiten des Raspberry Pi bietet. Und durch die Nähe zum Raspberry Pi gibt eine schier endlose Anzahl von Softwarekomponenten, die man mit dem RevPi nutzen kann. Unsere Kunden können aus vielen Paketen Applikationen wählen oder zusammenbauen. Im besten Fall bekommen wir dann über unser Forum noch eine kurze Info, wenn jemand etwas passendes gefunden und angewendet hat. Dann profitieren entsprechend des Open Source-Gedankens noch andere Interessierte davon.

Durch unsere Feldbus-Gateways konnten wir Konnektivität in alle etablierten Richtungen der Industrie anbieten. Zusätzlich wurde Wert daraufgelegt, nicht nur Raspberry Pi OS zu installieren, sondern eine für die Industrie passende Version zu erstellen. Durch diese beiden Aspekte hat der Open Source-Ansatz bereits 2016 funktioniert.

KUNBUS legt ja noch seine Schaltpläne für seine Geräte offen. Wie weit kann Open Source im Bereich Hardware gehen?

Nicolai: Natürlich kann es bis zu echter OS Hardware gehen, wo alle Designdaten und was man sonst zum Nachbauen braucht, veröffentlicht werden. Aber zu einfach will man es den Mitbewerbern am Ende nicht machen (lacht). Gleichzeitig möchten wir es aber den Kunden möglichst einfach machen, nachzuprüfen, ob der RevPi in ihre Anwendungen passt oder nicht. Das ist eben ein Gewissen Trade-Off im Bereich Open Source, man öffnet sich, bekommt aber unter Umständen auch Feedback zu den gebotenen Lösungen. Sei es jetzt im Hardware- oder wie gängiger im Softwarebereich.

Wie haben wir bei KUNBUS den Open Source Gedanken verankert?

Nicolai: Wir stellen Leute ein, die diesen Gedanken leben. Wir ermutigen Leute auch innerhalb ihrer Zeit bei KUNBUS zu Open Source Projekten zu contributen. Nur wenn man Kolleg:innen hat, die selbst verstehen was es heißt Open Source Software zu entwickeln, können wir sicher sein, dass wir der Community da draußen auch gute Open Source Software zur Verfügung stellst.

Um ein Beispiel zu geben, viele unserer Softwareentwickler:innen sind z.B. aktiv in der Mainline-Entwicklung am Linux-Kernel beteiligt sind. Und auch mit der Raspberry Pi Foundation stehen wir regelmäßig in Kontakt, wenn wir oder unsere Kunden Bugs auf dem Image finden oder Verbesserungsvorschläge haben. Dann machen wir einen Bug Report auf, versuchen das gemeinsam zu lösen und stellen die Lösung zur Integration zur Verfügung, die dann teils auch per default aufgenommen wird.

Als Unternehmen nur Open Source zu konsumieren und Feedback zu erwarten entspricht nicht dem Open Source-Gedanken, man muss genauso contributen. Und das muss ein Unternehmen halt auch leben.

Also wir geben auch, aber von welchen Projekten profitieren wir denn?

Nicolai: Also wir haben klar unser Image, was auf dem Raspberry Pi OS basiert. Darin befindet sich unsere Konfigurationslösung, unter anderem mit unserer PiCtory, mit der du deinen RevPi-Aufbau zusammenklicken kannst. Klar profitieren wir auch regelmäßig von der Community-Pflege des Linux-Kernels, da contributen wir ja nicht ausschließlich. Dann haben wir einen Modbus-Adapter integriert, quasi als virtuelles Gateway-Erweiterungsmodul. Wir konnten dafür die vorhandene libmodbus-Implementierung verwenden, so dass wir kein eigenes Protokoll erstellen mussten.

Dann darf die Python-Bibliothek RevPIModIO von Sven Sager, der mittlerweile unser Kollege ist, nicht unerwähnt bleiben. Mit der kannst du dir alles relevante für den RevPi zusammenbauen. Zuletzt ist Node-RED noch vorinstalliert, das den Kunden Kunden eine Recht einfache Möglichkeit bietet, logikbasiert eigene Applikation zu schreiben ohne eigentlich eine Zeile Code zuschreiben. Ohne diese Open Source-Angebote wäre der RevPi definitiv nicht das, was Kunden jetzt in den Händen halten können.