Du bist ein klassischer Windows-Anwender? Eben ist dieser seltsame schwarze Kasten aufgepoppt und Du hast keinen Plan was Du jetzt tun sollst? Zuerst einmal: Keine Panik! Auch auf Deinem Revolution Pi hast Du die Möglichkeit, auf eine grafische Benutzeroberfläche zu wechseln. Du wirst jedoch nicht ganz darum herumkommen und Dich ein wenig mit dem Linux-Terminal auseinandersetzen müssen.
In diesem Kapitel erklären wir Dir einige Grundlagen zu Linux. Du erfährst außerdem, wie Du auf die grafische Benutzeroberfläche wechseln kannst.
Ein Blick zu den Wurzeln von Linux
Linux wurde als Mehrbenutzersystem entwickelt. Ursprünglich arbeiteten an einem Linux-System verschiedene Benutzer, die von einem Administrator (Benutzer: root) verwaltet wurden.
Entsprechend ist das Dateisystem von Linux aufgebaut. Linux speichert Dateien in einem Verzeichnisbaum. Dieser beginnt mit dem Wurzelverzeichnis “/(rootfs)”.
Ordner | Inhalt |
/ | Das Wurzelverzeichnis steht ganz oben in der Hierarchie. |
/bin | Programme, die jeder Anwender verwenden kann, z. B. Shells. |
/boot | Alle Dateien, die zum Hochfahren des Systems benötigt werden. |
/dev | Gerätedateien, die als Schnittstelle zur Hardware verwendet werden. Hier findest Du auch Einträge für alle Festplatten und ihre Partitionen. |
/etc | Konfigurationsdateien, welche die Einstellungen der Programme oder grundlegende Systeminformationen enthalten. |
/home | Home Verzeichnis für alle Benutzer. Für jeden Benutzer ist hier ein separater Ordner angelegt, der Vergleichbar mit dem Ordner „Eigene Dateien“ bei Windows ist. Hier hat der jeweilige Benutzer volle Zugriffsrechte. |
/lib | Funktionsbibliotheken des Systems! Ändere hier nichts! |
/proc | Schnittstelle zum Kernel. Jedes laufende Programm wird hier in einem Unterverzeichnis aufgelistet. Diese Dateien enthalten Informationen über den aktuellen Programmstatus. Zudem gibt es eine Verzeichnisstruktur mit Daten über den Kernel und die Hardware des Systems. |
/root | Home-Verzeichnis des Systemadministrators ( root). Es liegt im Wurzelverzeichnis, damit der Administrator auch dann auf seine Dateien zugreifen kann, wenn durch einen Fehler der Zugriff auf andere Partitionen nicht mehr möglich ist. |
/sbin | Programme des Systemadministrators. |
/tmp | Temporäre Ablage für Dateien. |
/usr | Installierte Software |
/var | Statusinformationen der verschiedenen Programme. Log-Dateien lassen sich gut zur Fehlersuche verwenden. |
/opt | (optionale Software) Kommerzielle Software oder sehr große Programme, die nicht unmittelbar zum System gehören, wie etwa KDE, Firefox usw. |
Benutzerverwaltung in Linux
Wenn Du Dich auf Deinem RevPi Flat anmeldest, bist Du automatisch in Deinem Homeverzeichnis als User pi@RevPi. Das erkennst Du an dem Zeichen ~ hinter Deinem Benutzernamen. In Deinem Home-Verzeichnis hast Du volle Zugriffsrechte auf all Deine Daten. Du kannst hier Deine Daten wie z.B. Dokumente, Videos oder Audiodateien ablegen und verwalten.
Für einige Aktionen benötigst Du jedoch Rechte des Systemadministrators. Ein Beispiel dafür ist das Herunterfahren des RevPi Flats.
Gibst Du als User pi@RevPi den Befehl „shutdown –h 0“ ein, erhältst Du eine Fehlermeldung. Nur der Benutzer „root“ (Systemadministrator) ist dazu berechtigt, das System herunter zu fahren. Für diesen Befehl hat das historische Hintergründe. Linux wurde in einer Zeit entwickelt, als Rechner noch sehr teuer waren und mehrere User sich ein System teilen mussten. Damit ein User nicht versehentlich das System herunter fahren und somit die Arbeit anderer User vorzeitig beenden konnte, wurden diese Rechte nur dem Systemadministrator überlassen.
Da Du bei Linux jedoch (anders als bei Windows) alle Dateien verändern darfst und Dir somit Dein System auch komplett zerstören kannst, ist es in vielen Fällen sicher sinnvoll, die Rechte des Benutzers einzuschränken.
Natürlich muss Dein RevPi Flat nicht die ganze Zeit hochgefahren sein.
Wenn das System gerade Daten auf den eMMC-Speicher schreibt, kann es in seltenen Fällen zur Zerstörung des Filesystems des eMMC-Speichers kommen, die sogar das Booten nicht mehr ermöglicht.
Im folgenden Abschnitt beschreiben wir Dir, wie Du den RevPi Flat richtig herunterfährst.
Sudo – Die Zauberformel
Indem Du vor Deinen Befehl sudo schreibst, erhältst Du die Rechte des Administrators für genau diesen Befehl.
Damit kannst Du z. B. auf Systemdateien zugreifen, Programme installieren und z. B. mit „sudo shutdown –h 0“ Deinen RevPi Flat ordnungsgemäß herunterfahren.
Tipp!
Sichere Deine Daten, bevor Du kritische Aktionen an Deinem System durchführst. Wie das geht, erfährst Du im Kapitel „Daten sichern“.
Wenn Du Dich ein wenig in Linux einarbeiten möchtest, empfehlen wir Dir folgende Website: http://www.selflinux.org/
Wo bitte geht’s zum GUI?
Bist Du jetzt zu dem Schluss gekommen, dass Du mit dem Linux-Terminal so wenig wie möglich zu tun haben möchtest? Kein Problem! So kommst Du zur grafischen Benutzeroberfläche:
Voraussetzung: Du greifst per VPN a
- Melde Dich auf Deinem RevPi Flat an (beides steht auf dem Aufkleber an der Seite Deines RevPi Flats).
- Gib „startx“ in die Kommandozeile ein.
Du kannst jetzt auf der grafischen Benutzeroberfläche arbeiten.
Du möchtest lieber direkt in die grafische Benutzeroberfläche booten statt sie von Hand zu starten? Das geht! Gib entweder ein: „sudo revpi-config enable gui“, oder öffne in Deinem Webbrowser den Gerätestatus Deines RevPi Flats (siehe Konfigurationsdatei mit PiCtory erstellen), wähle das Config-Tab aus und ändere die Option „Boot to GUI“ auf “Graphical Desktop”:
Ab dem nächsten Reboot landest Du direkt in der grafischen Benutzeroberfläche.
Genauso wie auf der Text-Console musst Du Dich auch dort zunächst als User „pi“ einloggen. Das dient der Sicherheit, denn sonst hätte jeder sofort vollen Zugriff auf das System, der Zugang zu dem Schaltschrank oder Gehäuse mit Deinem RevPi Flat hat.